Da sein am Lebensende

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Veröffentlicht am Dienstag, 12. Dezember 2017

Im Religionsunterricht der neunten Klassen stand die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod auf dem Lehrplan. Dazu war Heidmarie Horenburg, die Vorsitzende des Hospizvereins Zwiesel-Regen, zu Gast an der Mittelschule in Ruhmannsfelden.

Religionslehrerin Karolina Kostrzewa hatte im Religionsunterricht dieses Thema mit den jungen Leuten vorbesprochen. Sie sollten aber durch Heidmarie Horenburg als Ansprechpartnerin, die täglich mit dieser Thematik zu tun hat, noch intensiver informiert werden. Unter dem Motto „Hospiz trifft Schule“ sensibilisierte Horenburg die Schüler zu diesem Thema.

In den verschiedenen Unterrichtskursen der neunten und zehnten Klassen stellte sich Heidmarie Horenburg selbst, den Hospizverein und dessen Arbeit vor. Sie zeigte zudem die geschichtliche Entwicklung der Hospize auf. Abschied nehmen gehöre zum Leben, erklärte sie. Man nehme Abschied, wenn man den Kindergarten, die Schule oder durch Studium, Arbeit und Heirat die Familie verlasse.

Früher waren Schwerstkranke Teil der Großfamilie, die sich um sie kümmerte. Heute seien die Angehörigen oft weit weg oder müssten arbeiten. Aber jeder Mensch habe das Recht, in Würde zu sterben und auf dem Weg dahin liebevoll begleitet zu werden. Es gehe nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Schwerstkranke und Sterbende erleiden „Total Pein“. Schmerz sei mehr als ein rein körperliches Leiden, stieg Horenburg tief in die Thematik ein. Der Schmerz habe vier Dimensionen, nämlich physisch, psychisch, sozial und spirituell. Sie erklärte den jungen Leuten die verschiedenen Schmerzarten verständlich. Die „Palliative Care“ nach Cicely Saunders (1928 - 2005), die 1967 in London das St. Christopher’s Hospice gründete, fordere optimale Versorgung durch ganzheitliche Begleitung mit der Leitidee Lebensqualität und Selbstbestimmung bis zum Schluss durch Symptomkontrolle und Schmerzlinderung.

Aus ihrer praktischen Erfahrung berichtete Horenburg, dass auch die Angehörigen oft Hilfe und Zuspruch benötigten, um mit dem nahenden Tod eines lieben Menschen umgehen zu können. Horenburg erläuterte die Aufgaben des ambulanten Hospizdienstes, der keine medizinischen, pflegerischen oder hauswirtschaftlichen Aufgaben übernehme, sondern einfach da sei und in Gesprächen begleite, den Schwerst- kranken oder den Angehörigen einfach nur zuhöre.

Es bestehe eine steigende Nachfrage nach Hospizbegleitung, berichtete Horenburg. Das sei der jetzigen Gesellschaftsform geschuldet. Die Familien würden immer kleiner und oft gebe es gar keine Verwandten vor Ort. Aber der letzte Weg sollte nicht einsam, sondern in Würde zurückgelegt werden können. „Sterben ist etwas Heiliges“, meinte Horenburg. Wer Hospizbegleiter(-in) werden möchte, müsse sich als erstes selbst fragen: „Kann ich das? Kann ich den Tod, das Sterben akzeptieren?“ Derzeit habe der Hospizverein 175 Mitglieder und ein Teil davon arbeite aktiv mit. Die 59 ehrenamtlich arbeitenden Hospizbegleiterinnen im Alter von 25 bis über 80 Jahren seien speziell geschult und hätten absolute Schweigepflicht, erklärte Horenburg. Nach einer ausführlichen Fragenrunde bedankte Religionslehrerin Karolina Kostrzewa sich auch im Namen der Schüler bei Heidemarie Horenburg.dr